Frohe Neige

Freunde, wenn wir froh beisammen-
sitzen, hier, am Tisch mit weißem
Tuch und auserwählten Speisen,
wo die Flaschen lustig kreisen,
nach und nach zur Neige gehen,
wir im Licht der Kerzenflammen
unsre Zukunft schwankend sehen,

will ich leeren meinen Becher
Freunde, auf ein volles Leben,
dass das Schicksal mir gegeben;
will, wie jeder kluge Zecher,
trinken auch auf jenes Leid,
das, gelindert durch die Zeit,
half mich selber zu erheben.

Freunde, bin ich bald gegangen
und mein Becher ausgeleert,
hat die Kerze sich verzehrt,
sollt ihr alle froh verstehen,
was das Leben mich gelehrt:
Alles, wie es angefangen,
muss einmal zu Ende gehen!

© Ralf Schauerhammer