Herbst

Details

Dienstag, 5. September 2023
um 16:00 Uhr

Antoniusheim - Veranstaltungsraum

Idsteiner Str. 109/111, 65193 Wiesbaden

„Ich sah den Wald
sich färben“


S
O LAUTET DER TITEL DES HEUTIGEN STELLDICHEIN bei Gedichten und Geschichten im Herbst.

In diesem farbenfrohem Rezitationsprogramm werden wir die heiteren und nachdenklichen Stimmungen des Herbstes vorstellen. Neben vielen, wunderschönen lyrischen Gedichten aus dem deutschen Sprachraum werden auch dramatische Balladen und heitere Werke zu Gehör gebracht.

Viele Dichter bedanken sich beim himmlischen Gärtner für die zahlreichen Früchte, die er uns ernten lässt. Andere feiern die Farbenpracht der Natur und lassen sich von den ersten Herbstnebeln und den Stürmen verzaubern. Wieder andere verbinden die Veränderungen der Natur mit dem fortgeschrittenen Lebensabschnitt der Menschen.

Die Dichterpflänzchen stellen viele dieser Gedanken in Gedichten vor. Hier zunächst das Gedicht, welches im Titel des Programms erwähnt wird.


Emanuel Geibel

Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben,
Und wußt' es kaum, warum.

Durchs Feld vom Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht' ich: deine Freude
Ward so des Windes Raub.

Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.

Da plötzlich floß ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.

Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt' ich's wie Trost mir dringen
Zum Herzen wundersam.

Es mahnt' aus heller Kehle
Mich ja der flücht'ge Gast:
Vergiß, o Menschenseele,
Nicht, daß du Flügel hast.