HP-Goethe-in-Wi

Goethe Kurgast in Wiesbaden


Freitag, 25. September 2015, 19:00h
Stadtteilbistro im Platanenhof,
Graf-von-Galen-Str. 3
65197 Wiesbaden
Veranstalter: VBW Klarenthal
Bitte anmelden: Kurs R25033F, 13,00 €

In Gedichten, Anekdoten und autobiografischen Texten erinnern die Mitglieder des Poesievereins "Dichterpflänzchen" an den berühmten Kurgast Johann Wolfgang von Goethe, der genau vor 200 Jahren Wiesbaden besuchte und zahlreiche Ausflüge in den Rheingau unternahm.

Umrahmt wird der Abend mit kleinen Häppchen Goethes Leibspeisen und Rheingauer Wein.

Es wird hautnah von dem unternehmungslustigen Kurgast berichtet. In den Rezitationen werden Goethe und seine Zeit wieder lebendig und man erahnt, wie gut ihm die Kur in Wiesbaden bekam. Unter anderem erfährt man, wie der Goethestein nach Frauenstein kam, wie Goethe die aufstrebende Kurstadt beschreibt, in welchem Hotel der Herr Geheimrat wohnte, welche Kurschatten ihn begleiteten und natürlich auch, welche Gedichte er während seines Aufenthaltes in Wiesbaden erdachte und niederschrieb.

Johann Wolfgang Goethe hatte sich zur Angewohnheit gemacht einmal im Jahr zu kuren. Er hatte die thüringischen bzw. sächsischen und böhmischen Bäder bevorzugt. Im späten Frühjahr des Jahres 1814 überlegte Goethe, wo er seine Kur in diesem Jahr verbringen könnte. Freunde rufen ihn nach Westen, in die befreite Heimat. Er schrieb am 8. Mai an Schlosser in Frankfurt:

"Ich habe in diesem Jahr keine sonderliche Neigung die böhmischen Bäder zu besuchen. Möchten Sie mir aber eine Schilderung von Wiesbaden geben und von der Lebensart daselbst, nicht weniger was eine Person mit einem Bediensteten auf einen vier- oder sechswöchigen Aufenthalt zu verwenden hätte."

Die Antwort seines Freundes schien Goethe rundum zufrieden gestellt zu haben und so wird der Musiker und Duzfreund Zelter, der sich in Frankfurt aufhält, beauftragt für Goethe in Wiesbaden Quartier zu machen. Zelter macht ein Zimmer im Gasthof „Zum weißen Adler“ fest und übernimmt von Friedrich August Wolf, der seine Kur schon abgeschlossen hat, den reichlichen Vorrat an Wein und Schwalbacher Wasser.

Am 25 Juli 1814 reiste Goethe im Fahrhäuschen, so nennt seine Frau Christiane die geschlossene, bequeme Reisekutsche, von Weimar ab und traf über Eisenach und Frankfurt fahrend am 29. Juli in Wiesbaden ein. Er blieb bis zum 12. September.

Noch aber lebte er „in der Luft des Ostens“. Herz und Sinn sind ihm voll von altpersischer Frömmigkeit und Hafis-Weisheit und die erste Tätigkeit auf seinem Zimmer war, die auf der Reise entstandenen Gedichte an Hafis abzuschreiben und zu ordnen. Abends wurden sie Zelter vorgelesen. -
„Diwan geordnet“ schrieb er ins Tagebuch. Dreißig Diwan-Gedichte lagen bereits vor. Eine Zusammenstellung von 100 Diwan-Gedichten, während des zweiten Kuraufenthaltes, wird als „Wiesbadener Register“ in die Literaturgeschichte eingehen.

Die Diwan-Gedichte, die Lieder, ohne Kunst und Müh... ” welche in den Jahren 1814 und 1815 während der beiden Kuraufenthalte entstanden, sind eine Einmaligkeit in der deutschen Literatur. Goethe erschuf in diesen Jahren seinen West-Östlichen Diwan!

Was war geschehen?

Etwa ein Monat vor seinem ersten Kuraufenthalt fiel Goethe ein Band mit Gedichten des persischen Dichters Hafis in der Übersetzung des Österreichischen Diplomaten und Orientalisten Hammer-Purgstall in die Hand. Er begann zu lesen - und diese Poesie übte einen solchen Zauber auf ihn aus, dass er die nächsten vier, fünf Jahre fast ganz dem Studium der persischen und arabischen Kultur, ihrer Geschichte, ihrer Dichtkunst, ihrer Religion widmete. Und obwohl er bereits Mitte 60 war, lernte er sogar ein wenig Persisch.

Die Gedichte des West-östlichen Diwans sind untrennbar mit dem Lebensgefühl Goethes in Wiesbaden und im Rheingau verbunden.