Der Prophet und der Poet


Eine gelungene Verbindung von Vortrag und deutscher und arabischer Rezitation
am 31. Januar 2013 in der Villa Schnitzler, Wiesbaden.


Begrüßung durch den Hausherrn

Herzlich begrüßte Herr Boger, der Direktor der Volkshochschule Wiesbaden, die Gäste in den ansprechenden Räumen der Villa Schnitzler. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, an dieser Veranstaltung persönlich anwesend zu sein und wies auch auf die langjährige Freundschaft hin, die ihn mit Herrn Dr. Tarek Ali, dem Initiator der Abendveranstaltung, verbindet.

Vortrag „Warum wir Ihn lieben“

Dr. Tarek Ali begründete in seinem Vortrag „Warum wir IHN lieben“ die Bedeutung des Propheten Mohammed für die Muslime. Er machte deutlich, wie wichtig der Prophet für große Teile der Erdbevölkerung ist und wie hoch ihn namhafte Persönlichkeiten aus aller Welt schätzen. Hier nur drei Beispiele aus seinem Vortrag.
    Im Buch “Die 100; Eine Rangliste der einflussreichsten Menschen der Geschichte“ stellt Michael H. Hart (Professor für Astronomie, Physik und Wissenschafts- geschichte) 1978 fest: „Dass ich Mohammed die Liste der 100 einflussreichsten Personen anführen ließ, mag einige Leser überraschen und mag durch einige in Frage gestellt werden. Aber er war der einzige Mann in der Geschichte, der sowohl auf religiösem als auch auf weltlichem Niveau erfolgreich war.“

    Georg Bernard Shaw, der irische Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur, schreibt: „Er müsste der Retter der Menschheit genannt werden. Ich glaube, wenn ein Mann wie er die Herrschaft der modernen Welt übernehmen sollte, würde er erfolgreich die Probleme der Welt so lösen, dass er der Welt Freude und Friede bringen würde.“

    Und der amerikanische Schriftsteller Washington Irving formulierte unter der Überschrift „Darum lieben ihn die Muslime so sehr“: „In seinen privaten Handlungen war er gerecht. Er behandelte Freunde und Fremde, reich und arm, die Starken und die Schwachen mit Gleichheit und wurde von dem einfachen Volk für die Freundlichkeit, mit der er sie empfing und ihre Beschwerden anhörte, geliebt.“
Im zweiten Teil seines Vortrages präsentierte Dr. Tarek Ali die Aussagen des Propheten Mohammed zu den allgemeinen Menschenrechten, die in seiner letzten Predigt in Mekka im Jahre 632 (n. Chr.) festgehalten sind. So zeigte er, wie nah die Worte des Propheten - zur Frage des Rassismus, der Barmherzigkeit, der Gleichbehandlung der Geschlechter und der Beachtung der Menschenwürde - dem heutigen Verständnis der Menschenrechtskonvention kommen.
    Der Prophet Mohammed sagte: „O ihr Menschen! Genauso wie in diesem Monat, in dieser Stadt und an diesem heutigen Tag verdienen euer Blut, eure Seelen, euer Recht auf Leben, eure Besitztümer, euer Anstand, eure Würde, eure Ehre und eure körperliche Unversehrtheit Respekt und Schutz und sind unantastbar bis zu dem Tag, an dem ihr euren Herrn treffen werdet.“
Orientalische Leckerbissen
Nach einer kurzen Diskussion, bei der Dr. Ali gern auf Fragen des Publikums einging, gab die folgende Pause, in der orientalische Leckerbissen aus der afghanischen Küche des Restaurants „Fasan“ angeboten wurden, Gelegenheit über das Gehörte in aufgelockerter Atmosphäre weiter zu sprechen.

Goethes Islamstudien und seine „muslimischen“ Gedichte
Im zweiten Teil der Veranstaltung, präsentierten Martha und Lutz Schauerhammer und Herr Abdel Hakim den Einfluss des Koranstudiums und die Beschäftigung mit dem Prophet Mohammed auf Johann Wolfgang Goethes Schaffen.
Lutz Schauerhammer, Vorstand des Poesievereins Dichterpflänzchen e.V., stellte der zweisprachigen Präsentation folgende einleitende Worte voran.
    Gottes ist der Orient! Gottes ist der Okzident!
    Fast jeder kennt diese Zeilen, sei er Muslim oder Christ.
    Der eine denkt: „Das ruft Gabriel Mohammed zu, Koran, Vers 109, 2.Sure“.
    Der andere denkt: „Ach ja, Goethe, West-östlicher Diwan, guter Einfall des Dichters.“

    Eigentlich ist damit schon alles gesagt, was ich heute Abend aufzeigen will.
    Die Nähe von Goethe, dem Koran und dem Propheten ist bereits hergestellt.
    Ich möchte jedoch gern von dieser Nähe noch etwas ausführlicher berichten;
    und zwar in dieser Reihenfolge:
    1. Goethes Koranstudium
    2. Der Einfluss des Koranwissens auf den West-östlichen Diwan
    3. Goethes unvollendetes Drama über den Propheten Mohammed

    Eine Bitte noch vorweg. Bedenken Sie, dass Goethe ein Dichter war, kein Religionswissenschaftler oder Orientalist. Wenn ihn etwas beeindruckte und sein Denken anregte, dann verarbeitete er dies in seinen Gedichten; er schuf es neu, brachte es in einen neuen Zusammenhang. Nie jedoch ging er fahrlässig oder respektlos mit ernsten Themen um.
Danach führte die Moderatorin, Martha Schauerhammer, mit Zitaten und autobiographischen Textbeispielen Goethes durch die Präsentation. Die Koranverse, welche Goethe interessierten, wurden erst in deutscher und danach in arabischer Sprache vorgestellt. Abdel Hakim gelang es die Zuhörer durch das kunstvolle Vorsingen der Verse in den Bann zu ziehen und erweckte dadurch ein Verständnis für Goethes Begeisterung für die arabische Sprache und das heiligen Buch der Muslime.

    Der vollständige Text der Präsentation zu Goethes „muslimischen“ Gedichten, einschließlich der Beiträge in arabischer Sprache, steht hier als PDF zur Verfügung. pdf-icon Sie können diese Ausarbeitung gerne verwenden. Wir bitten nur darauf hinzuweisen, wer der Autor der Arbeit ist.
Lobpreisung des Propheten
Zwei Lobpreisungen in arabischer Sprache, von Herrn Abdel Hakim glänzend vorgestellt, folgten den Sprachbeiträgen und ergriffen durch die Intensität, Rhythmus und Melodienreichtum erneut alle Anwesenden.

Mit herzlichen Dankesworten an das Publikum und der Einladung zu einem Moscheebesuch schloss Dr. Tarek Ali den anregenden und zugleich informativen Abend. Alle Beteiligten waren davon überzeugt, dass dies nicht die letzte Veranstaltung war, die im Zusammenwirken mit der VHS Wiesbaden, der Islamischen Gemeinde Wiesbaden und dem Poesieverein „Dichterpflänzchen“ angeboten wurde.