Dichterpflänzchen bei „Lesen im Freien“


Die Mitglieder der Dichterpflänzchen beteiligten sich dieses Jahr an zwei Terminen beim Lesen im Freien. Diese Veranstaltungsreihe findet seit 14 Jahren in Massenheim und Hochheim statt.
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Am Sonntag, den 25.06.2017 las Hartmut Borchers im Garten von Familie Bornemann in Massenheim.

Am Sonntag, den 13.08.2017 lasen Gabriele Liebig und Lutz Schauerhammer im Garten von Familie Drews in Hochheim.

Folgende beide Bildartikel erschienen in der regionalen Presse.

Hartmut Borchers
führt mit Gedichten und Balladen in die Reihe Lesen in Höfen ein

Von Angela Hahn
HOCHHEIM/MAIN - Die letzten Worte aus „Die Füße im Feuer“ von Conrad Ferdinand Mayer erklingen, und nach einer nachdenklichen Pause kommt begeisterter Applaus auf. In familiärer Atmosphäre, umgeben von Rosen und vielen weiteren Pflanzen im Garten von Familie Bornmann, sitzen rund zwanzig Interessierte, die Hartmut Borchers beim Vortragen von Lyrik zuhören.
„Das ist mein Hobby mit der Lyrik, das mache ich seit vielen Jahren“, erzählt Hartmut Borchers über die Balladen. Er lernt gerne auswendig und trägt dies auch vor Publikum vor, so wie heute bei „Lesen im Freien“. Die diesjährige Auftaktveranstaltung der bereits 15. Lesesaison ist bei einem der vier Gründungsmitglieder. Ingrid Schmollinger-Bornmann und Heino Bornmann freuen sich jedes Jahr aufs Neue auf die Besucher. „Es ist so ein fester Stamm, der immer kommt“, berichtet Heino Bornmann. Er betont aber zugleich, dass immer wieder neue Zuhörer dazukommen und sich von dieser Veranstaltungsreihe verzaubern lassen.
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Jeder Leser, der dort auftritt, ist kein Profi und sucht sich aus, was er gerne präsentieren möchte. Das kann nur ein Buch sein, aber auch viele Stellen aus vielen verschiedenen Werken.
„Sie sind alle zum Vorlesen gekommen, aber ich lese nicht vor. Ich rezitiere Gedichte, besser gesagt Balladen“, meint Hartmut Borchers. Zum ersten Mal ist das Mitglied der Dichterpflänzchen aktiv dabei, und das gleich mit einer Premiere. Denn Lyrik wurde bis jetzt noch nicht bei dieser Reihe vorgetragen, nur das klassische Vorlesen.

Prosatexte in Lyrik verwandelt

Sehr frei und vor allem mit viel Arbeit in der Mimik sowie der Stimme erzeugt der Leser eine unvergleichliche Atmosphäre, die nur durch vorbeifliegende Flugzeuge kurzzeitig unterbrochen wird. Seine ausgewählten Stücke reimen sich nicht und gehören teilweise nicht zur Gattung der Lyrik, werden aber so umgeformt, dass es so scheint.
Nach einem unbekannteren Stück („Der Wilde“ von Gottfried Seume) erkennen die meisten Zuhörer das nächste Werk. „Vielleicht kann sich einer von Ihnen daran erinnern. An Ihre Schulzeit, meine ich“, sagt der Vortragende über die Parabel „Das verschleierte Bild von Sais“ von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1795 und sorgt damit für einige Lacher. Mit „Die Füße im Feuer“ von Conrad Ferdinand Mayer schwelgen weitere Zuhörer in Erinnerungen an ihre Schulzeit, da sie es dort auswendig lernen mussten. Nach Hermann Hesses „Die Wandlung“ erklingt ein Monolog aus Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“. Sehr beliebt ist die Ringparabel aus Nathan der Weise von Lessing. Ein Stück, das Borchers komplett in Gedichtform umgeformt hat, kommt aus „Tod in Venedig“ von Thomas Mann und trägt bei ihm den Titel „Noch lagen Himmel, Erde und Meer“.(anh)

Theodor Storm – Leben und Werk
„Lesen im Freien“ bei Familie Drews in Hochheim


Nach kühlen und nassen Tagen schien zum Lesen die Sonne so heftig, dass die meisten der gut 30 Zuhörerinnen und Zuhörer den Schatten im Hof von Familie Drews suchten.

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(v.l.: Hans-Joachim Drews, Gabriele Liebig, Dr. Rosi Drews, Lutz Schauerhammer)

Gabriele Liebig und Lutz Schauerhammer von der Gruppe der „Dichterpflänzchen“ hatten ein anspruchsvolles Programm vorbereitet. Diese Gruppe besteht seit fast 25 Jahren im Rhein-Main-Gebiet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Dichtung der deutschen, aber auch anderer Länder und Kulturen lebendig werden zu lassen. Jährlich mit etwa 40 Veranstaltungen, in diesem Jahr zwei davon auch beim Lesen im Freien in Hochheim und Massenheim.
Diesmal ging es um das Leben und Werk von Theodor Fontane, der 1817, also vor 200 Jahren in Husum geboren wurde. Er fand von der „Klippschule“ (Vorschule) bis zum Abschluss des Jurastudiums beste Bildungsbedingungen vor und lernte die Literatur schätzen und lieben, begann auch bald selbst zu schreiben. Seine Themen waren die Liebe zur Heimat, zur Natur, zur Familie bis zu den Schicksalsschlägen und dem Tod. Sein Brotberuf war das Richteramt, er hatte eine große Familie zu versorgen, Frau und sieben Kinder.
Gabriele Liebig und Lutz Schauerhammer erzählten nun seine Lebensgeschichte, und umrahmten damit den gekonnten Vortrag vieler Gedichte und Geschichten bis hin zu der bekannten dramatischen Novelle „Der Schimmelreiter“, die 1888, in Storms Todesjahr, erschien. Damit endete auch die Lesung.
Zwischendurch konnten sich alle Zuhörer an vielen romantischen, schönen und zum Teil lustigen Gedichten und kleinen Geschichten ergötzen, von Naturbetrachtungen, der Geschichte „Der kleine Hävelmann“ von 1849, den er für sein erstes Kind schrieb, „von den Katzen“, den entzückenden Maikätzchen bis zur Katzenplage von 76 Katzen!
Besonders eindrücklich war die Beschreibung Theodor Storms durch seinen Dichterkollegen Theodor Fontane, der von einem gemeinsamen Spaziergang in Berlin mit Einkehr bei Kranzler detailgetreu und skurril erzählte, wobei ein alter Schal mit Bommeln dran eine kuriose Rolle spielte.(isb)